Vom Glück im Freien zu sein - die neue Sommerloggia
Als wir 2011 das ehemalige Verstärkeramt erwarben, war das Haus ringsherum mit Bäumen eingewachsen: Rechts der verwilderte Garten des ehemaligen Zählerwerks der Isar Amperwerke und links eine verwilderte Streuobstwiese. Wir waren sozusagen mitten in der Stadt im Urwald. Leider machte der Bauboom auch vor unserer Haustüre nicht halt und so kam es 2019 zu einen dramatischen Kahlschlag der Bäume auf den Nachbargrundstücken.
Zwischenzeitlich wurde zwar wieder fleißig gepflanzt, aber Jahrzehnte alte Bäume lassen sich leider nicht so schnell ersetzen. Das war insbesondere für die eigene Gartenplanung eine zusätzliche Herausforderung und wir mussten ein weiteres Sparschwein schlachten, um in große Bäume und unzählige Pflanzen zu investieren (schließlich soll der Garten ja wieder vollständig eingewachsen sein, bevor wir ins betreute Wohnen gehen...). Die Planung von zusätzlichen Gebäuden
als Sichtschutz und Sitzplätze, die die Sonne bestmöglich einfangen waren weitere Entscheidungen, um den Garten formal nach Vorbildern der 1920er Jahre und naturnah neu zu gestalten. Die Formensprache des Verstärkeramts diente als Vorlage zur Gestaltung der Gartenhäuser - Loggia, Gartenhaus und Orangerie (Letztere wartet auf Finalisierung).
Am besten beobachtet man über Monate zu allen Tages- und Jahreszeiten den Sonnenstand im Garten. Danach finden sich die gewünschten Plätze zum späteren Verweilen von ganz alleine.
Der lange Weg zum Garten
Was am Ende bei einem kühlen Getränk im "Pfaffenwinkel" (wie wir ihn schließlich getauft haben) so selbstverständlich aussieht, als wäre dieser Platz schon immer da gewesen, ist aber das Ergebnis jahrelanger Überlegungen, monatelanger Planungen und Umplanungen, von Besuchen vieler Gärten. Und nicht zuletzt eines eingehenden Studiums der Pflanzenkunde - schließlich wächst nicht alles überall und der Klimawandel stellt neue Herausforderungen für die Bepflanzung. So sind sämtliche Bäume und Pflanzen schließlich ausgewählt worden. Über die Bepflanzung berichten wir bei anderer Gelegenheit mehr, wenn die Pflanzen größer und dadurch besser zu fotografieren sind. Einen ersten Eindruck findet man nachfolgend.
Eine tatsächliche Herausforderung sind Erdbewegungen eines normalerweise unzugänglichen Hanggrundstücks. "Kein Schaden wo kein Nutzen" kann man sagen: Denn als das südliche Nachbargrundstück gerodet wurde, ergab sich die einmalige Chance, mit Schwerfahrzeugen über dieses Grundstück in unseren Garten zu fahren. Gesagt getan: In den wenigen möglichen Monaten vor Baubeginn der Nachbarn durften wir Gott sei Dank unsere Großbaustelle über diesen Weg befahren. Ansonsten wäre wohl nur der Einsatz von Helikoptern eine Möglichkeit gewesen.
Unter dem Garten befindet sich bie heute der ehemalige Bunker aus dem Kalten Krieg, der 1964 erbaut wurde. Um die Räume auch später langfristig vernünftig nutzen zu können, buddelten wir also erstmal den gesamten Bunker aus, dichteten ihn ab, isolierten die Bunkerdecke und schaufelten schießlich alles wieder zu. Monatelange Arbeit, die man nie wieder sieht. Erst dann konnten wir die Gartenanlage konkret starten.
Der Sonne entgegen, planen, planen, machen
Einen Hanggarten zu gestalten ist tatsächlich eine echte Herausforderung, denn es gibt neben der Fläche noch die zu berücksichtigenden Höhenunterschiede.
Die große Westterrasse des Hauses ist zwar bis mittags im Hochsommer schön schattig, sie ist aber eben auch in den Übergangsjahreszeiten zum Sitzen etwas kühl. Wie eingangs schon erwähnt, war die Suche nach den perfekten Plätzen im Garten ein erklärtes Ziel. Eine sonnige Frühstücksterrasse, die zum Mittagessen und bei Seminaren Schatten spendet und zum Drink am Abend ein windgeschützter Rückzugsort wird. Das war die Idee, die im "Pfaffenwinkel" nach langer Planung Realität wurde.
Angelehnt an Dachform, Material und Proportionen wurde der Pfaffenwinkel eine nach zwei Seiten offene Miniaturausgabe des Hauptgebäudes.
Um die perfekten Plätze zu finden haben wir über mehrere Jahre den Sonnenstand zu jeder Jahreszeit beobachtet, uns an die jeweiligen Stellen gesetzt - auch um Sichtbeziehungen zu testen - und schließlich die Plätze festzulegen. Im Sommer 2022 war dann das Meiste nach einem langen, steinigen Weg erledigt und der Pfaffenwinkel wurde fortan zum Sommerwohnzimmer.
Im Frühjahr 2023, wenn es warm wird, wird die Fassade und das Gesims schießlich noch ockerfarben an das Verstärkeramt angeglichen und auch der Sichtdachstuhl mit Leinölfarben gestrichen. Bis dahin erfreuen wir uns an den Sommerbildern 2022.
Wann treffen wir uns im Pfaffenwinkel?
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